Menschen bewegen – Brücken bauen

Florian Gaertner/photothek.net

"Welt-Klasse": Das Forum "Menschen bewegen" startete mit einem lebendigen Bühnenprogramm

Mit einer fröhlichen Feier wurde am 13. April das Forum „Menschen bewegen“ im Weltsaal des Auswärtigen Amts eröffnet, das drei Tage lang ganz im Zeichen der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik stand. Am ersten Abend wurde unter dem Motto „Welt-Klasse! Schule. Bildung. Zukunft.“ die Initiative „Partnerschulen der Zukunft“ (PASCH) vorgestellt, die vom DAAD mit einem Stipendienprogramm für die Absolventen deutscher Auslandsschulen gefördert wird. Auch unterstützt der DAAD das PASCH-Netzwerk über das Programm „BetreuungsInitiative Deutsche Auslands- und PartnerSchulen“ (BIDS).

Es war wirklich eine Welt-Klasse, die am Abend des 13. April in den Weltsaal des Auswärtigen Amts drängte – über 300 Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Schulleiter aus über 30 Ländern und 51 PASCH-Schulen hatten sich nach Berlin begeben, um bei der großen Eröffnungsfeier des Forums „Menschen bewegen“ dabei zu sein. Denn zum ersten Mal versammelten sich in Berlin für drei Tage alle Akteure der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik (AKBP) sowie zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland, um sich in Foren, Diskussionsrunden und Workshops dem kulturellen Austausch und der Entwicklung neuer Ideen zur internationalen Bildungszusammenarbeit zu widmen. Eines der „Aushängeschilder“ der AKBP sind die deutschen Auslandsschulen, wie es im Weltsaal Dr. Bernd Fabritius, Vorsitzender des Unterausschusses für Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik im Bundestag, betonte. Ein Teil dieser Schulen, das Netzwerk der „Partnerschulen der Zukunft“ (PASCH), stand im Mittelpunkt des Bühnenprogramms des Abends.

Außenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier hatte die Partnerschul-Initiative 2008 gestartet, um Schulen, die sich im Ausland für die Förderung der deutschen Sprache einsetzen, stärker zu vernetzen. Die Bilanz ist positiv: Mittlerweile sind aus einst 500 PASCH-Schulen 1.800 geworden; in 120 Ländern lernen rund 600.000 Schülerinnen und Schüler Deutsch. Sie bilden mit PASCH eine internationale Lerngemeinschaft in stetigem Austausch mit rund 200 innerdeutschen Schulen. Anlass genug, wie Professor Maria Böhmer, Staatsministerin im Auswärtigen Amt, bei ihrer Begrüßung im Weltsaal sagte, um die Erfolge der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik und mit ihnen die PASCH-Initiative gebührend zu feiern.

„Die Attraktivität Deutschlands als Wirtschafts- aber auch als Hochschulstandort ist international ungebrochen. Das zeigt sich auch in steigenden Zahlen derer, die Deutsch lernen wollen“, sagte DAAD-Generalsekretärin Dr. Dorothea Rüland bei der Podiumsdiskussion „Bildung schafft Zukunft“. Über 15,4 Millionen Menschen in aller Welt lernen Deutsch, vor allem in Ländern wie China, Indonesien oder Indien, wo neue Mittelschichten entstehen und das Interesse an Bildung wächst, machte Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts deutlich.

„Interkulturelle Kompetenzen“

Immer wieder kamen an dem Eröffnungsabend aber auch die Krisensituationen in der Welt und die Flüchtlingsthematik zur Sprache. Und so betonte Dorothea Rüland auf dem Podium, wie wichtig Netzwerke wie die PASCH-Initiative sind, weil „Bildung für viele Menschen die einzige Möglichkeit ist, etwas für sich selbst und das eigene Land zu tun“. Wie Deutschland gerade in der Flüchtlingssituation von den deutschen Auslandsschulen profitiert, veranschaulichte Heike Toledo von der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA): „Viele Lehrer bringen interkulturelle Kompetenzen mit, wenn sie aus dem Ausland wieder zurückkommen“, sagte sie. Diese didaktischen Erfahrungen aus dem Unterrichten von „Deutsch als Fremdsprache“ seien jetzt in den Willkommensklassen für Geflüchtete besonders wichtig. Ulla Schmidt, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, betonte, dass „die Netzwerke aus der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik ein Fundus sind, aus dem wir schöpfen können“. Sie machte aber auch deutlich, wie wichtig eine ausreichende Finanzierung, zum Beispiel bei der Besoldung der Lehrer, ist, um Netzwerke wie die PASCH-Initiative zu erhalten und zu erweitern.

Forum "Menschen bewegen": Veranstaltung "Welt-Klasse! Schule. Bildung. Zukunft."

Societäts-Medien/Clara Krug

Viele Talente: Auch musikalisch begeisterte die Welt-Klasse-Veranstaltung. Auf der Bühne links: Rachele Fiorini, italienische Stipendiatin des DAAD-Programms "Deutsche Auslandsschulen"

Hört man den Schülern und Lehrern zu, die auf der Bühne sehr lebendig und offen von ihren Projekten und Initiativen berichteten oder auch in zahlreichen Videobotschaften aus Kolumbien, Vietnam, der Ukraine, den USA, Tunesien oder Kasachstan von ihrem Schulalltag erzählten, so zeigt sich, warum die jungen Leute von den Möglichkeiten fasziniert sind, die ihnen der Unterricht an den PASCH-Schulen bietet. Viele Schüler betrachten die deutsche Sprache als Eintrittsticket in die Welt, als Chance zu studieren, wie etwa die 17-jährige Inderin Bhavika Sharma aus Neu-Delhi, die gerne ein Maschinenbau-Studium in Aachen aufnehmen möchte. Neben der Karriere steht bei vielen Schülerinnen und Schülern aber an erster Stelle, Freunde und Freundinnen aus aller Welt kennenzulernen. Und es geht um noch weit mehr, sagte der 17-jährige Alexandru Badea aus Rumänien bei der Berliner Eröffnungsfeier: „Es geht darum, Brücken zwischen den Menschen zu bauen und Werte wie Toleranz und Solidarität zu vermitteln“. Oder, wie es Heike Toledo ausdrückte: „Schüler aus internationalen Lerngruppen werden nicht mehr in nationalen Grenzen denken, sondern in internationalen Teams arbeiten wollen.“

DAAD-Programm „Deutsche Auslandsschulen“

Herzstück der DAAD-Förderung innerhalb der PASCH-Initiative ist das Stipendienprogramm „Deutsche Auslandsschulen“, in dem seit 2001 Stipendien an herausragende Absolventinnen und Absolventen vergeben werden – mit der Stärkung der PASCH-Initiative 2008 hat sich deren Zahl verdoppelt. Etwa 120 Neustipendien sind es pro Jahr; allein 2015 nahmen 630 Stipendiaten aus 60 Herkunftsländern an dem Programm teil. Allen wird ein Studium an einer deutschen Hochschule finanziert; die besten eines jeden Jahrgangs werden sogar noch nach dem Bachelorstudium gefördert. „Über 90 Prozent der Stipendiaten schließen ihr Studium erfolgreich ab“, sagt Dr. Meltem Göben, Leiterin des Referats „Auslandsschulen, Praktika und Hochschulsommerkurse“ im DAAD. „Das ist eine besondere Auszeichnung für ein Stipendienprogramm. Die Stipendiaten sind die besten Multiplikatoren für den Hochschulstandort Deutschland“, betont die Referatsleiterin, die selbst in der Türkei eine mittlerweile zur PASCH-Initiative gehörende deutsche Schule besucht hat.

Um ein Stipendium zu erhalten, müssen die besten Absolventen einer Auslands-, „Fit“- oder Sprachdiplomschule von ihren Schulleitern oder Fachberatern nominiert werden. Daran erinnert sich Axel Flinth aus Göteborg noch gut, der als Alumnus des DAAD-Stipendienprogramms auf der Bühne im Weltsaal von seinem Werdegang berichtete. „Mein Lehrer am Hvitfeldtska-Gymnasium schlug mir vor, mich für das Stipendium zu nominieren“, erzählt er. Mathematik war schon damals Axels Leidenschaft und sie ist es geblieben. Zwei Tage hatte der damals 18-Jährige Schüler nach der Zusage überlegt, ob er wirklich den Weg zur Technischen Universität Berlin einschlagen sollte. Mittlerweile hat er sein Mathematikstudium dort abgeschlossen und promoviert als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU über lineare Gleichungssysteme. In seiner Doktorandengruppe ist er mit 24 Jahren der Jüngste. Deutsch wollte er unbedingt lernen, weil die Sprache ihm Chancen in der Wirtschaft eröffnen würde, aber auch weil sie schon sein Großvater so selbstverständlich sprach.

Weltweite Vernetzung

„Das PASCH-Netzwerk baut Brücken und wirkt als Multiplikatoren-Programm in das deutsche Hochschulsystem und die Wirtschaft hinein“, sagt DAAD-Generalsekretärin Dorothea Rüland. Vor allem aber weitet es den Horizont und lässt Schüler und Schülerinnen neue Perspektiven ergreifen. Besonders wichtig sei aber: 70 Prozent der Absolventen des Stipendienprogramms bleiben – so wie der DAAD-Alumnus Axel Flinth – zunächst in Deutschland, sind hier aber zugleich mit ihren Heimatländern verbunden und vernetzen sich global. So wie es der Kerngedanke der PASCH-Initiative ist.

Kerstin Schneider (19. April 2016)

PASCH-Alumni-Plattform online

Ganz gleich, ob es darum geht, in Verbindung zu bleiben, Absolventinnen und Absolventen anderer PASCH-Schulen kennenzulernen oder sich über Karrieremöglichkeiten zu informieren – die PASCH-Alumni-Plattform ermöglicht die Vernetzung mit allen Ehemaligen von PASCH-Schulen. Im Mittelpunkt hierbei steht die gemeinsame Erfahrung, eine der mehr als 1.800 Schulen aus dem PASCH-Netzwerk besucht zu haben.

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